Historischer Brückenpfeiler an der Lauterstraße
Nachdem Klaus Weichel samt Stadtrat das Geschenk des Landes- betriebes Mobilität nicht annehmen will, widmet sich die Presse, unser Verein und auch Teile der interessierten Bürgerschaft die- ses Themas. Soll der historische Brückenpfeiler als Denkmal er- halten bleiben oder soll er aufgrund von Eitelkeiten einzelner ("Wir/ich entscheide(n) was in Kaiserslautern gemacht wird und nicht der LBM") abgerissen werden.
Wenn Sie die gesamte Genese dieser Diskussion lesen wollen, lesen Sie bitte hier weiter.
P R E S S E M I T T E I L U N G
zum Artikel vom 08.12.2016 - „Ein Pfeiler als Politikum“
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Die Abrissbirne und die Großstadt
Dem weithin sichtbaren und derzeit mit einem Weihnachtsbaum geschmückten Autobahnpfeiler als letztem Zeugen der alten Lautertalbrücke soll es, wenn es nach dem Willen des Oberbürgermeisters und seiner Gefolgschaft geht, an den Kragen gehen (DIE RHEINPFALZ am 08.12.2016).
Eine gut gemeinte und schlüssige Argumentation des Landesbetriebs Mobilität (LBM) zugunsten des Erhalts des Pfeilers zählt in der Diskussion genauso wenig wie unzählige Nachfragen und das Engagement von Bürgern. Noch nicht einmal die geplanten Nistkästen für Fledermäuse lassen das grüne Herz erweichen.
Der Pfeiler stört. Warum - das konnte bisher niemand sagen.
Ist es das gestörte Verhältnis zu Historischem, das in der beinahe Großstadt Kaiserslautern immer wieder auftaucht?
Wir erinnern uns: Vor gar nicht allzu langer Zeit waren es der Vandalismus und das Wetter, das die weitsichtige Stadtführung zum Abriß der Spoliensäule am Eingang der Steinstraße gezwungen hat (DIE RHEINPFALZ 18.09.2013). Die Abrissbirne ließ grüßen!
Genauso „alt“ ist die Diskussion um die Zugänglichmachung der Friedenskapelle für Veranstaltungen für Bürger. Wer bekommt den Zuschlag für die Restaurierung und all die anderen immer wieder zusätzlich aufgetauchten Fragen ziehen sich durch die Verhinderungsstrategie der Verwaltung und ihrer politischen Führung. Derzeit sieht sich die Stadt nicht in der Lage die Bauleitung am eigenen Gebäude zu übernehmen, obwohl engagierte Bürger für den Erhalt und den Umbau nach Gesichtspunkten des Denkmalschutzes spenden. Die Bürger wollen ihrer Stadt etwas schenken, aber die Verwaltung der Stadt, die ja eigentlich für „ihre“ Bürger arbeiten soll, ist eine Verhinderungsverwaltung. Die Abrissbirne lässt grüßen! Aber nein, Gott sei Dank gibt es den Denkmalschutz.
Aktuell ist die Eingangssituation des alten Eisenbahnausbesserungswerks immer noch unklar. Eine Information und Diskussion seitens der Stadt wird nicht geführt, geschweige denn angestoßen. Was soll bestehen bleiben oder lässt die Abrissbirne noch mehr grüßen?
Die Neugestaltung des Schillerplatzes unter Einbeziehung des Schiller-Viertels, wie von unserem Verein schon im Februar 2015 gefordert, ist ebenso immer noch offen wie die Fertigstellung der Mallumgebung.
Bei diesen Beispielen sehen wir Potential für konstruktive Arbeit zum Wohle unserer Stadt und der Bürger.
Wir wissen, dass die genannten Punkte unvollständig sind. Aber wir empfinden es genauso wichtig in die Zukunft zu schauen als auch auf die wenigen noch verbliebenen Zeugen der Vergangenheit in unserer Stadt zu achten. Eine Einzelfallabwägung zeugt von weitsichtiger und nachhaltiger Stadtplanung und -gestaltung.
Wir hoffen, dass im Fall des Brückenpfeilers eine Diskussion stattfindet, Pro und Contra Argumente gegeneinander abgewogen werden, ein historisches Bewusstsein in der Diskussion Raum greift. Emotionale Äußerungen (RHEINPFALZ vom 08.12.2016) sind nicht zielführend.
Verein für Baukultur und Stadtgestaltung Kaiserslautern e. V.
Klaus M. WILHELM
Mitglied des Vorstandes - Öffentlichkeit
http://www.baukultur-kaiserslautern.de
info@baukultur-kaiserslautern.de
Für und Wider: weitere Reaktionen auf Brückenpfeiler
Aus Sicht einer betroffenen Partei, sprich eines Anwohners der Lautertalbrücke (erster Leserbrief), ist es nachvollziehbar, dass man spezifisch seine eigenen Interessen über die der Allgemein- heit stellen will. Jedoch kann dies aber kein Maßstab sein - sonst würde die Welt in einer gewissen Anarchie enden. Es kann aber nicht sein, dass politische Entscheidungsträger aus persönlichen Eitelkeiten heraus der Allgemeinheit ein Baudenkmal vorenthalten wollen. Das ist objektiv nicht nachvollziehbar. Es gibt aber auch unaufgeregte, sachliche Beiträge zum Thema (zweiter Leserbrief).
Randnotiz: Das waren noch Zeiten
Das waren noch Zeiten, in denen Brückenbau noch als "Stadtge-schichte" bezeichnet wurde. Die Protagonisten waren damals noch andere Personen ...
Bürgerinformation zum Brückenpfeiler:
02. Februar, 19.00 Uhr
Der verbliebene Autobahnpfeiler, den der Landesbetrieb Mobilität (LBM) der Stadt Kaiserslautern kostenfrei und ohne Verpflichtungen überlassen will, beschäftigt die Bürgerinnen und Bürger, nachdem der Oberbürgermeister das Ansinnen des LBM schroff zurückgewiesen hat.
In der regionalen und überregionalen Tagespresse haben sich Bürger und Fachleute zu Wort gemeldet, demnächst wird der Stadtrat über den Pfeiler diskutieren.
Um dem Diskussionsprozess eine noch breitere Öffentlichkeit zu verleihen, veranstaltet der Verein für Baukultur und Stadtgestaltung Kaiserslautern e. V. eine Informationsveranstaltung unter dem Motto „Fachleute reden mit Bürgern - Bürger fragen Fachleute“ am Donnerstag, 02.02.2017 um 19.00 Uhr in der Friedenskapelle KL in der Friedenstraße.
Die Fachleute kommen aus den Bereichen Denkmalsschutz Rheinland-Pfalz, TU Kaiserslautern und der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim.
Die Experten beleuchten das beabsichtigte Geschenk aus ihrer jeweiligen fachlichen Sicht und werden mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Chancen, die in dem Geschenk an die Stadt Kaiserslautern liegen, diskutieren.
Der OB rudert, zumindest z. T., zurück und erwägt ein Brücken- denkmal unter Voraussetzungen, die ohnehin schon klar waren. Aber trotz allem: Ihm gehen die Argumente aus - und da schwingt man als letzte Option die Nazi-Keule, was in diesem Zusammenhang total sinnfrei ist.
Podiumsveranstaltung zur Information über Brückenpfeiler
Am Donnerstag, dem 2. Feb. 2017, veranstaltete der Verein für Baukultur und Stadtgestaltung eine Podiumsveranstaltung zur Information der Bürger bzgl. der Erhaltung des Brückenpfeilers der ehemaligen Lautertal-Autobahnbrücke in Kaiserslautern. Der Veranstaltung ging eine ausführliche Berichterstattung in der RHEINPFALZ voraus. Das Podium war hochkarätig mit Fachleuten aus dem Ingenieurwesen und Geschichte besetzt. Die Experten sprachen sich überwiegend für den Erhalt des letzten Brücken- pfeilers als Denkmal aus. Einige Anwohner des angrenzenden Engelshofes brachten die Bedenken aus ihrer subjektiven Sicht vor. Stadtratspolitiker der sog. "Koalition" in Kaiserslautern versuchten entsprechend ihrem Verwaltungs-Chef Stimmung gegen das Projekt zu machen. Die anwesenden Befürworter des Baudenkmals hielten sich ob der stimmgewaltigen Einwürfe und Beiträge der Denkmalgegner sichtlich zurück. Am Ende konnten alle Positionen vermittelt werden und der geneigte (neutrale) Beobachter entscheidet schließlich selbst für sich, wer die sachlich fundierteren (und weniger polemisch vorgetragenen) Äußerungen von sich gegeben hatte.
Der u. a. Leserbrief in der Rheinpfalz zeigt die Sicht einer Anwoh- nerin. Ihre Argumentationsstränge sind die Gleichen wie beim In- formationsabend in der Friedenskapelle. Es wird auf Bau- und Verkehrslärm hingewiesen und auf eine starke Verschattung. Dies trifft jedoch beim Brückenpfeiler, wenn er nun mal stehen bleiben würde, nicht zu. Er verursacht keinen Lärm und die Bedenken der Verschattung konnten am Informationsabend von Herrn Prof. Dr. Georg Maybaum entsprechend zerstreut werden. Die Versachat- tung ist minimal zu geringer Zeit auf Dächern zu sehen.
Kaiserslautern bekommt einen abgebrochenen Riesen
Das Baudenkmal des letzten übriggebliebenen Brückenpfeilers der Lautertalbrücke wird nun gestutzt. Auf vier Meter soll der Pfeiler abgebrochen werden. In der Informationsveranstaltung zum Brückenpfeiler, die in der Friedenskapelle stattfand, hatte sich ein sozialdemokratisches Stadtratsmitglied aus der zweiten Reihe mehrmals zu Wort gemeldet und in einer martialischen Art und Weise kundgetan, dass s. E. der Erhalt des alten Brückenpfeilers für das "filigrane neue Brückenbauwerk" (Anm.: Die neue Brücke ist ein simples Stahlbetonbauwerk.) einer "Vergewaltigung" gleichkäme. Nun schließt sich die Frage an: Was ist dann das Abbrechen eines Baudenkmals?
Satire
Hohenecker Burg vor der Kürzung?
Nachdem die Rheinpfalz über die Entscheidung von Baudezernent Peter Kiefer, den Brückenpfeiler der Lautertalbrücke auf vier Meter zu verkürzen, berichtete, ist nun dem Stutzen unliebsamer Denkmäler Tür und Tor geöffnet. Unbestätigten Berichten zufolge haben Anwohner, die am Fuße der Hohenecker Burg leben, bei Peter Kiefer angerufen und ihr Leid geklagt. Das historische Bauwerk wirke auf ihre kleinen Häuschen so sehr erdrückend. Man bekäme schon depressive Anwandlungen, wenn man nur vor die Tür gehe. Außerdem würde das massige Bauwerk auf die schlanken Bäume im Umfeld ebenso erdrückend wirken. Kiefer sagte sofort Hilfe zu und verwies auf seine Abbruch-Kompetenz bei anderen Denkmälern und will die Burg auf maximal vier Meter kürzen lassen.
Andere Städte - bessere Sitten
Wenn einer eine Reise tut - kann er immer sehen, wie es andere Städte besser machen. In London findet man im Bezirk "Southwark", wenige Meter südlich der Themse, den Rest des "Winchester Palace", welcher als Sitz des Bischofs von Winchester im 12. Jhd. erbaut wurde. Auf u. a. Foto ist zu erkennen, dass nur noch eine Mauer (mit einer Rosette) übrig ist. Nun wurde von der Stadtführung nicht behauptet, dass diese Mauer abgerissen wer- den müsse, da sie ja nur im Arrangement des gesamten Gebäu- des gesehen werden darf (wie das in KL mit der Lautertalbrücke geschah). Man ging hin und integrierte die Mauer in ein antik-mo- dernistisches Zusammenspiel. Das Ergebnis ist gelungen. Nun könnte man einwenden, dass die Mauer ja viel älter ist, als der Brückenpfeiler in KL. Das ist richtig - wer aber London kennt, weiß, dass die Stadt voll von alten Bauwerken ist und Kaiserslau- tern nur sehr wenig davon zu bieten hat. Da verschiebt sich der Aspekt der historischen Bedeutung antiker Bauwerke.
Ein unrühmliches Ende
Dass der Oberbürgermeister in Sachen Baukultur eine ganz schlechte Figur abgibt, ist hinlänglich bekannt. Was aber der Lan-desbetrieb Mobilität (LBM) zeigte, wirkt wie ganz übles Theater. Zuerst werden mit einer nicht überrragenden, aber trotzdem eini-germaßen sinnvollen Idee, die Gäule scheu gemacht. Als dann nach langem Dissens, unter Einbezug von Experten und diverser Veranstaltungen schließlich ein Konsens gefunden wurde, be-stimmte man einfach, ohne Grund, den Abriss.
- Hat jemand seine Kompetenzen überschritten?
- Wollte man lediglich nur Geld sparen und hat gemerkt, dass ein Teilabriss teuerer wird?
- Ist man einfach nur flatterhaft und unzuverlässig?
- Ist man vor der Politik (Stadt-SPD) bzw. Medien (SWR/Wienpahl/SPD) eingeknickt?
Man weiß es nicht.
Fest steht, dass es möglich gewesen wäre, den Vier-Meter-Stumpf durchaus ansprechend im Grüngürtel zu gestalten. Das ist nun aber unwiederbringlich passé!
Impressionen eines fallenden Denkmals
Fotos: B. Gehm
Wenn die Statik des Pfeilers im reziproken Verhältnis zum Rück-grat des Landesbetriebes Mobilität (LBM) gestanden hätte, wäre er ohnehin eingestürzt!
Sinnbild für die Weichel'sche Baukultur: Einfach nur öde!
Unter das Thema "Lautertalbrücke - Erhaltung eines Baukultur-denkmals" können wir zum Abschluss einen dicken schwarzen Strich ziehen und dem Betrachter u. a. Anblick des Areals bieten. So sehen Landschaften in aktueller baukultureller Weise nach dem "lautrrringer" Gusto aus.